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Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Biestow

Unsere Pastoren von 1282 bis heute

In den zurückliegenden 700 Jahren waren einschließlich Pastorin Garling (sie ist übrigens die erste Frau im Pastorenamt in Biestow) nachweislich 24 Pastoren an unserer Kirche tätig. Eine Besonderheit in unserer Kirche ist, dass alle seit der Reformation in Biestow tätigen Pastoren auf der Rückseite des Altaraufsatzes verzeichnet sind. Die ältesten bildlichen Überlieferungen von Biestower Pastoren befinden sich ebenfalls in der Kirche, hierbei handelt es sich um lebensgroße Bildnisse der beide Pastoren Eggebrecht (Vater und Sohn).

Im folgenden sollen alle bisherigen Pastoren vorgestellt werden.

1282: Pfarrer ALBERT und Vizepfarrer JOHANN

Aus der katholischen Zeit finden sich diese beiden Namen in der ältesten Biestower Urkunde aus dem Jahr 1282.


1308: Pfarrer HERMANN 


1347: Pfarrer EILAND


1541: ANDREAS EGGERDES

1541 findet eine Visitation bei Pfarrer ANDREAS EGGERDES statt. Hier heißt es im Visitationsprotokoll: "Ist bisher Papist gewesen, will sich aber hinfürder bessern". 1543 wurde durch ein Rostocker Ratsmandat bei 10 Teichsthaler Strafe verboten, nach Biestow zur Messe zu gehen, ebenso nach Marienehe und Kessin.
Der katholische Gottesdienst in Rostock war schon 1531 verboten, nur das Domkapitel von St. Jakobi wehrte sich noch eine Zeit lang, die Biestower Kirche war damals Filialkirche von St. Jakobi.


1554: GEORG REICHE

1554 wurde GEORG REICHE aus Sagan (Schlesien) an St. Nikolai in Rostock berufen, nachdem er aliquamdin Bistoviensi parachia praefuerat (eine Zeit lang leitete er die Pfarrei Bistov).


1553 - 1598: Professor GERHARD SCHMIDT

(siehe auch: http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00002989)

Wie damals üblich lateinisierte er seinen Namen und nannte sich Gerhardus Faber.

Sein Vorgänger auf der Professur an der Rostocker Universität war der berühmte Professor David Chytraeus. Als Faber 1598 starb, verfasste Lucas Bacmeister, Rektor der Rostocker Universität, einen langen lateinischen Nachruf, der hier in deutsch wiedergegeben wird:

„Ein frommer, bedeutender und redlicher Mann, ebenso gläubiger Diener Christi in der benachbarten Kirche der Gemeinde Bistow war der Herr Gerhard Faber (Schmid), nicht nur für die Bürger sondern vielmehr für seine Gemeinschaft. Aber er war auch bei beinahe allen Doktoren und Gelehrten an unserer Universität bekannt und geschätzt, wegen zahlreichem und freundschaftlichem Umgang mit vielen, wegen der häufigen Besuche der heiligen Predigten und der akademischen  Gremien, durch die Ehrenhaftigkeit seines Lebens und das pflichtgemäße Handeln gegenüber allen, wegen seines Eifers und seiner Treue. Er entspross einem gewissen Dorf, wo er heranreifte, namens Geldern von ehrenhaften Eltern im Jahre 1529 des Herren. Und weil der Vater das zum Eisen gehörige Handwerk ausführte, daher erhielt er auch von den Leuten den Cognomen Faber, mit demselben er sich selbst auch bezeichnet hat, gleichwie es zum charakteristischen Merkmal seiner Familie wurde. Schließlich wurde er in der zu dieser Zeit berühmten Schule zu Deventer unterwiesen. Er lernte die Grundlagen der Frömmigkeit und der schönen Künste und in diesen machte er während seiner fünfjährigen Schullaufbahn solche Fortschritte, dass er sich an diese unserer Universität wegen der reichhaltigeren Ausbildung seines Talentes kurze Zeit später begab. Wo er dann seinen Geist mit schier übermenschlichem Eifer den Lehrsätzen zugewandt hatte, um diese in der Praxis umzusetzen, so hatte er sie beim Predigen freudig ertönen lassen. Mit Tüchtigkeit, Sorgfalt und Respekt hatte er für sich das Wohlwollen der Professoren erlangt, da wurde er auf eine Pastorenstelle in der Kirche zu Bistow berufen. Dieser stand er mit einzigartiger Schaffenskraft, Frömmigkeit, Eifer, Klugheit und Lob 35 Jahre andauernd vor, mit großem Nutzen für seine Hörerschaft. Schlussendlich nachdem seine irdische Fahrt in treuem und reinem Gewissen und in noch rüstigem und munterem Alter, welches an sich ein Geschenk Gottes ist,  vollendet war, fiel er einer asthmatischen Krankheit zum Opfer, wohl dadurch einige Wochen darniederliegend, und vorgestern hauchte er in wahrhaftiger Erkenntnis und auf den Ruf des Sohn Gottes, dem er so viele Jahre getreu gedient hatte, äußerst friedfertig sein Leben aus. Seine Seele hat er in die Obhut seiner Vorfahren übergeben. „Daher wird er bei der Auffahrt von den Toten unter den übrigen Gelehrten strahlen, die die Vielen zur Gerechtigkeit unterwiesen haben, gleichwie der Glanz der Gestirne, und gleichwie ein Stern in immerwährender Unsterblichkeit“, wie es im Buch Daniel äußerst liebevoll geschrieben steht. Die sterblichen Überreste dieses frommen und herausragendsten Pfarrers werden in sechs Tagen gegen sechs Uhr morgens der uns allen mütterlichen Erde in Bistow anvertraut werden, wo sie bei einem ehrenhaften Begräbnis durch ihre eigene Gegenwart und schließlich durch sein pflichtbewusstes Handeln der Frömmigkeit gegenüber, welches man für gut befinden wird, in die anmutige Lieblichkeit der Lüfte entschwinden werden können. Ich wollte dieses öffentliche sowie seiner Tugend und seinem Geiste würdige Zeugnis an unserer Universität, dessen Mitglied und ebenso auch ein äußerst glaubensfester Bürger er so viele Jahre lang war, vor allen hervortreten lassen und  auch aus dieser Liebe, in der wir immer einander verstanden haben,  dem Verstorbenen widmen. Rostock den 20. März 1598.“
Nachruf von Rektor Lucas Bacmeister (1530-1608) für Gerhardus Faber. Biestower Kirchenbuch S. 72-73. Aus dem Lateinischen übersetzt von Jan Kowitz.


1598 - 1622: CHRISTOPH FREDELAND

Es folgte von 1598 bis 1622 der 32 jährige CHRISTOPHERUS FREDELAND aus Twiet (Waldeck). Ordiniert von Professor Doktor und Superintendent Joh. Freherus am 19. Sonntag nach Trinitatis ...ante festum Simonis et Judä apostolorum, in qua olim ante 300 amios templum Bistoviense Deo consekratum est. Er heiratete die Tochter seines Amtsvorgängers Sarah Schmidt.

 


1622 - 1639: NICOLAUS BRÜMMER

Geboren 1601 in Rostock als Sohn des Bürgers Karsten Brümmer. Mit 21 Jahren ordiniert von dem Rostocker Superintendenten Bakmüster. Er heiratet die Tochter seines Amtsvorgängers Anna Fredelandt.

Brümmer verstirbt jung und hinterlässt 7 Kinder. Pastor Brümmer war offenbar ein praktischer Mann. Er schickte 6 Linden nach Rostock, die im Vorstadtgarten angepflanzt werden sollten. Er schickt auch Apfelbäume und Birnenbäume zur Anpflanzung "Eggappel, Drufappel, Sitbeken, Winterbeeren, Warappel und Haselnüsse" (1636).

1631 wurde von kaiserlichen Soldaten (Wallensteiner) in die Kirche eingebrochen, dass Schloß zum "Geldschag" aufgebrochen und alles, was darin war,  herausgenommen (Silbergeld und Kupfergeld) und "ist des Geldes nahe bei 20 Reichsthaler gewesen." Die Wallenseteiner hatten Rostock Anfang 1631 besetzt. Am 28.01.1631 wurde Oberst von Hatzfeld in der Stadt ermordet. Im Sommer belagerten schwedische Truppen die Wallensteiner und in Biestow lagen neben Fußvolk auch eine schwedische Reitercompagnie. Bereits 1627 wurde durch kaiserliche Soldaten ein Einbruch in die Kirche verübt, hier heißt es: "da Generalleutnant Zumb für Bützow lag und des schag darin das Kirchengeld verwahret war, aufgebrochen und alles Geld, mehr als denn 20 Reichst. geraubt."


1640 - 1672: NICOLAUS NEMTZOW

Der aus Greifswald stammende Nemtzow wurde im Alter von 27 Jahren von M. Daniel Michaelis, Superintendent in Güstrow, ordiniert. Er heiratete die Witwe seines Amtsvorgängers, welche 7 Kinder mit in die Ehe brachte. Er ließ das "Hackelwark umb der Wiedemen", das ganz zerfallen war, wieder herstellen. Die verschiedenen Ortschaften, die dazu verpflichtet waren, wollten nicht daran "bis ich sie mit harten Strafpredigten dazu brachte."

Er war ein schreiblustiger Herr. So berichtet er "anno 1660, das ein so harter Winter gewesen, daß der Belt oder Sund so gefroren, daß der König von Schweden mit seiner ganzen Armada, Reiter und Fußvolk und Geschütz darüber fahren und sich nach Kopenhagen können legen. 1 Comp. Reuter mußte erst den Versuch tun und sie sind auf eine Waak geraten und also sämtlich in den finstren Keller hineingeritten."

Auch 1670 war ein solch harter Winter, "daß man von Warnemünde nach Dannemark (Nyköping) hat gehen können." Nemtzow war in 2.ter Ehe mit Anna Gragetop verheiratet. Er hat ein genaues Verzeichnis der Pfarrländereien hinterlassen und ebenso für den Küster ein Verzeichnis der Küsterpflichten von 19 Punkten, sowie eine Niederschrift des Küstereides.

 


1673 - 1708: PETER EGGEBRECHT

Geboren 1633 in Rostock heiratete er die Witwe des Pastors in "angelo Teutonico" Maria Riyke. Im Alter von 40 Jahren trat er das Amt in Biestow an. Er berichtete: "Anno 1696 ist ein so kalter Sommer gewesen, daß das Gras um Jakobi so steif gefroren gewesen, daß sie mit bloßen Füßen nicht darin gehen noch mähen konnten. Das Korn lohnte sehr schlecht, daß einige von 7 Stiegen kaum einen Scheffel Rocken bekommen. Der Hopfen blieb gar nach."

 

 

 

 

 

 

 


1708 - 1743: PETER CHRISTOPH EGGEBRECHT

Sohn seines Amtsvorgängers. Peter war erst Adjunkt seines Vaters, wurde dann zusammen mit seinem Bruder JOACHIM zur Wahl aufgestellt. Per pluritem votorum prae natu minori suo fratre electus. Gleich darauf in Gegenwart ds. exellentissimi Rev. Joh. Petr. Grüneber, Sub. rigilantissiomo ab anplissimo et summe venerando Sup. Joh. Fechto eingeführt.

Er war verheiratet mit Hedwig Elisabeth Schulze, Tochter des Pastors in Alt Karin. Anno 1743 die septimo May placide in domino obdormivit.

1709 ist ein so kalter Winter gewesen, "daß Leute haufenweis von Nyköping nach Rostock gingen über die See."

Am 06. Dezember 1724 haben "gewissenlose Kirchendiebe mit Brechstangen die Steine unter der Leichhaustür weg gebrochen, die Turmtür eröffnet und also das Geld-Schag gewaltsamer Weise erbrochen, woraus sie praeter-propter 60-80 Reichsthaler hinweggenommen. Bei der vermauerten Tür hinter der Kanzel zuerst die Steine ausgebrochen, allein da solches ihnen zu beschwerlich gedünket, haben sie unter der Leichhaustür ihr böses ... vollführt."

 

 

 

 

 

 

 


1744 - 1763: JOHANN JOACHIM TARNOW

Geboren 1718 zu Rostock als Sohn des Kaufmanns und Kassensekretärs Tarnow aus Rostock.

Gleich zu Beginn seines Amtsantritts erlebte Tarnow einen Einbruch in seinem Hause: "1745, den 28.06. hat ein verwegener Dieb auf der Wedem in der großen Stube einen Einbruch gemacht und mich in dem ersten Jahr meines Amtes solgleich betrübt, da er an Silberzeug, etwa 40 Thaler wert, mir entwendet der große Gott wende doch ferner mehr Fälle von bösen Menschen in Gnaden ab."

Von dem Pfarrhaus berichtet Tarnow: "das alte Pfarrhaus fand ich bei Antritt meines Amtes in gar schlechten Umständen, dargestalt, daß nicht einmal eine Studierstube, die gezeigt werden konnte, darin anzutreffen war. Bei dem Anwachsen meiner Familie ward ich gedrungen aus Not, ümb eine neue Pfarrwohnung bei den Herrn patronis anzuhalten, die auch geneigt meine Bitte gewährten. Es ward also im Jahr 1744 der Anfang gemacht, und nachdem die Herrn Consistorialräte den Riß nach ihren Belieben anfertigen lassen, ward zur Winterzeit dieses Jahr das Holz herbeigefahren von der Gemeinde, so alles von bares Geld angekauft, das Eichenholz von Lütten-Sprenz, das Tannenholz von Repplien und aus der Rostocker Heide. Die Gemeinde ward auf meine Vorstellung schlüssig, das neue Haus mit einen Ziegeldach zu bedeckecken und erlegte dazu 1 jeder Bauer im Kirchspiel 3 Thaler, welche aber kein onus papetuum für die Gemeinde bleibt, sondern die Unterhaltung des Daches übernimmt die Kirche nach diesem, wiewohl hierin, wenn es nötig ist, durch eine Collekte dem Gotteshause kann zu Hilfe gekommen werden. Sonst ist alles, alles aus KIrchenmitteln für bares Geld ausgeführet und gebauet worden. Fuhr- und Handdienste hat die Gemeinde geliefert. Aus dem alten Hause hat wenig oder nichts können gebraucht werden, weil alles verfallen, verwohnt und vermodert gewesen. Durch Gottes Gnade habe allererst auf Martini 1749 das Haus bezogen. Mühe, Beschwerden, Sorge und Widerwärtigkeiten habe ich beim Bau genug gehabt, und ist in Sonderheit ein Prediger glücklich, wenn er mit dergleichen Bauwesen verschont ist. Gott aber sei demütig gedankt, der durch alles väterliche hindurch geholfen."

Am 25. September 1755, so berichtet Tarnow, ist ein Jubiläum und Dankfest des Religionsfriedens, sr. anno 1555 hoc die zu Augsburg bestätiget worden, dieser Tag ist wie ein hoher Festtag mit 2 Predigten gefeiert und waren von Ihrer Herzogl. Durchlaucht Christian Ludwig höchstens die Texte verordnet, als in der Hauptpredigt ex. Ps. 119 v. 165, in der Nachmittagspredigt aus Jes. 48 v. 22: Die Gottlosen spricht der Herr haben keinen Frieden.


1764 - 1775: GEORG THEOPHILUS BEYER

Aus Stolpe in Pommern, qui Halle Saxonica in orphanotrophei schola latina munus inspedtoris habnit et a serenissimo Principe regnante vocatus est (Friedrich d. Fromme) per votorum pluritatem electus est.
Beyer war nach Beendigung seines Dienstes in Biestow 1775 Pastor in Groß Laasch, 1776 Hofprediger in Ludwigslust (wo Friedrich der Fromme residierte) und wurde 1783 Superintendent und Consitorialrat in Parchim


1775 - 1812: OTTO ERNST CHRISTIAN WIGGERS

Geboren 1738 in Waren als Sohn des dortigen Kantors. Wiggers war 1765 Pastor in Vietlübbe (aus dieser Zeit liegen noch heute Akten im Biestower Pfarrarchiv), 1775 wurde er Pastor in Biestow.

Verheiratet war er mit Juliane von Oldenburg, Tochter des Hauptmanns und Erbherrn auf Glave. Der Grabstein von Otto & Juliane Wiggers ist noch heute im Altarraum der Biestower Kirche zu sehen.

Wiggers berichtet mit großer Ausführlichkeit über die Sterbefälle der Fürstlichkeiten und das Geläute zu diesen Anlässen. Übrigens schon 1765 - anläßlich des Todes von Kaiser Franz I, Gemahl der Kaiserin Maria Theresia - wurde 14 Tage lang geläutet und die Musik eingestellt.

Als am 24.09.1775 die Prinzessin Amalia von Mecklenburg-Schwerin strab, wurde 4 Wochen lang geläutet.

Am 24.04.1785 schreibt Wiggers: "...erlebten wir den traurigen und wehmütigen Tag unseren allerteuersten Landesvater, Herzog Friedrich, nach einer sehr kurzen Krankheit im 68. Jahr seines ruhmvollen Lebens und im 29. Jahr seiner Regierung durch den Tod zu verlieren. Gott! Wie thränet das ganze Vaterland, wie blutet auch mein Herz. Es war ein Landesregent, der das größte Muster des Glaubens und der Gottseligkeit war. Von seinem Nachfolger wurde verordnet, daß eine Gedächtnispredigt im ganzen Lande den 12.06.1785 am 3. p. Trin. sollte gehalten werden. Der gnädigst vorgeschriebene Text stehet 2. Tim. 4 v. 7 u. 8. Selbige ward auch von mir gehalten und nach der Predigt ein Gedächtnislied, welches ich vorher austeilen lassen, von der ganzen Gemeinde nicht ohne Rührung gesungen. Das Geläut fing am 08.05. an und dauerte bis Ende Juni, in den ersten 14 Tagen 3 mal, später nur 1 mal von 12 - 1 Uhr. - Ferner wurde geläutet nach dem Tode Kaiser Josephs II im März 1790 14 Tage, nach dem Tode der Herzoglichen Witwe in Hamburg, welche in Rostock residierte, Herzogin Luise Friederike zu  Mecklenburg geb. Herzogin von Würtemberg. - 1791 einige Woche, 1792 nach dem Ableben des Serenissimus Strelitzensis 14 Tage, beim Ableben der Erbprinzessin Sophie Friederike von Dänemark 1794 4 Wochen, bei dem Ableben der Helena Paulowna, kaiserlichen Hoheit, am 14.09.1803 6 Wochen, 1810 beim Tod der mutter des regierenden Herzogs Friedrich Franz, Charlotte Sophie, aus dem Hause Sachsen 6 Wochen geläutet."

1779 zeigte Wiggers die Barnstorfer Knechte beim Amt an, sie hätten ein conrivium unter dem Titel "Weddebier" in der Nacht auf Jubilate gehalten. Nach Aussage der Knechte hätten die beiden Ochsenknechte sie des Morgens, als schon alles vorbei war, zum Zweikampf mit der Faust herausgefordert, welches Ehrenhalber hätte angenommen werden müssen. Es hatte keine anderen Folgen, als daß sie mit zerkratzen Haaren und Gesichtern von einander geschieden. Wiggers machte im Zusammenhang mit dieser Sache die Anzeige, ein Barnstorfer Knecht habe ihn bedroht und beschimpft.

1783 kehrte der König von Schweden, GUSTAV III, im Biestower Pfarrhaus ein. Er wollte nach Frankreich und landete in Warnemünde und wollte nach Güstrow, aber "der böse Geist, der die Straßen in Deutschland regiert", so schrieb der König in einem Brief aus Crivitz, "bestimmte anders darüber." Von der Nacht überrascht mußte der König in Biestow bleiben. "Wir fanden in einer Hütte einige Bauern und einen alten Soldaten, die Kartoffeln aßen, dazu eine Frau, die eben eine Geburt überstanden hatte und das alles in demselben Raum. Sie können sich denken, was das für eine Atmosphäre war! Keine Möglichkeit, dort zu bleiben." Der Diener stellte fest, daß es in dem Dorf eine Kirche gäbe, also auch wohl ein Pfarrhaus, und der Kammerdiener bat dann um Gastfreundschaft für 2 schwedische Edelleute (Der König reiste incognito als Baron Sparre).
Sie wurden freundlich aufgenommen und erhielten ein Zimmer mit 2 Betten. Sie, die Pastorin, sprach ein wenig französisch. Als sie am nächsten Morgen weiterfuhren, bot der König der Pastorin ein Geschenk an. "Sie machte einige Schwierigkeiten, doch nahm sie es schließlich an. "

Das Geschenk des Königs war ein Weinglas mit seinem Namenszug. Der schwedische Gast war noch besonders erfreut, daß der Pastor einen Sohn Gustav hatte, gerade so alt und gleichen Namens wie der Sohn des Königs. Der kleine Pastorensohn wurde später Professor der Theologie in Rostock und der Vater von Julius Wiggers, Professor in Rostock und Moritz Wiggers, Advokat in Rostock, beide 1848 als "Demokraten" gemaßregelt.

Am 28.10.1798 wurde das 500 jährige Jubiläum der Kirche festlich begangen, wobei ein 14 strophiges Lied gesungen wurde nach der Melodie "Liebster Jesu wir sind hier". Die beiden ersten Strophen seien hier festgehalten:

Strophe 1
Heut erleucht von Gottes Schein
dieser Tempel, wo wir beten,
laßt uns, Brüder, dankbar sein
voll von Rührung ihn betreten.
Gnadenreich dies Haus bewahren.

Strophe 2
Endlich nach der Heyden Zeit
glücklich war das Land befreit,
dieser Ort nach Dunkelheit
ward dem Gott des Lichts geweiht,
Christen Götzendienst verfluchten.


1812 - 1816: KARL WIGGERS

Sohn von Otto Wiggers. 1779 geboren, 1807 Pastor in Bernitt. Nach 4 jährigem Dienst in Biestow 1816 im Alter von 37 Jahren an "faulichtem Nervenfieber" gestorben. Er wurde in der Kirche in der Hauptmann Berg`schen Grabstätte begraben, 1841 wurde ebenfalls seine Witwe neben ihm begraben.

 


1817 - 1844: JOACHIM CHRISTOPH CHRISTIAN DIETRICH BERG

Geboren 1775 in Neubukow, war erst am Lehrerseminar in Ludwigslust tätig, wurde 1817 mit 42 Jahren Pastor in Biestow, seit 1823 Präpositus des Schwaanschen Zirkels.

1818 wurden bei einem furchtbaren Sturm Hahn und Knopf vom Kirchturm geweht, 1824 wurde beides wieder aufgesetzt. In den Kirchturmknopf wurden Münzen gelegt und eine Zeitung mit der Meldung, daß Erbgroßherzogin Alexandrine am 17.05.1824 von einem Prinzen entbunden wurde, dem späteren Großherzog Friedrich Franz II. Des gleichen ein Brief von Großherzog Friedrich Franz I. an Pastor Berg, ein Dank für ein ihm zum Geburtstag gesandtes Glückwunschschreiben, unterschrieben mit "Ihr ganz ergebener treuer Freund F.F.G.v.M."

1818/19 ist das Pfarrhaus repariert worden, "die äußeren Wände sind alle herunter genommen, weil die Platten verfault waren, die unbrauchbaren Ständer und Riegel durchneue ersetzt. Die Zimmer sind alle um ½ Fuß gesenkt worden, so daß sie zuvor 12 Fuß, jetzt nur 11½ Fuß hoch sind."
1823 im Herbst wurde die Leichhaustür der Kirche aufgebrochen und das Leichlaken entwandt, aber wieder weggeworfen auf dem Wege nach Rostock. Der Versuch, die Sakristei aufzubrechen war misslungen.

Berg stirbt 1844 im Alter von 69 Jahren und wird auf dem Kirchhof begraben. Sein Grabstein lag bis 2008 unter der alten Linde auf dem Alten Friedhof, dann wurde er aufgenommen, gereinigt und in die Kirche umgesetzt.


1845 - 1853: CHRISTIAN BENTHIEN

Geboren 1804 in Rehna.

Rektor in Gadebusch. Benthien war nur 8 Jahre Pastor in Biestow, er starb nach langem und schweren Leiden 1853.

 


1854 - 1867: GOTTLIEB PRAHST

Geboren 1798 in Güstrow als Sohn eines Schlachtermeisters (Grabsteine der Familie Prahst befinden sich noch heute in Güstrow auf dem Gertruden-Friedhof), vor seiner Berufung war Prahst im Kloster Malchow.

1854 wurde er in Biestow zum Pastor gewählt und ging nach 13 Jahren 1867 in den Ruhestand. 1871 starb Prahst in Rostock. Verheiratet war er mit einer Tochter des Pastor Karl Wiggers.

 


1867 - 1885: JOHANNES SCHUMACHER

Geboren 1826. Zunächst war Schumacher Pastor in Stuer, dann in Biestow. Er war Präpositus des Schwaaner Zirkels und starb im Alter von 59 Jahren 1885 in geistiger Umnachtung. Seine Frau stammte aus Oberfranken und lebte als Witwe in München, sie starb 1910 und wurde in Biestow begraben.

Aus der Amtszeit von Pastor Schumacher wird deutschlandweit folgendes berichtet:

Die Berliner „Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland“ berichtet in seiner Ausgabe vom 8.5.1869:

Aus Mecklenburg-Schwerin 20. April, schreibt man der Voss. Zeitung. Wie einige der orthodoxen, jetzt in Mecklenburg dominierenden Partei angehörige Geistliche bemüht sind, längst veraltete Gebräuche wieder einzuführen, um ihr Uebergewicht den Gemeindegliedern begreiflich zu machen, davon giebt ein vor Kurzem in Biestow bei Rostock vorgekommener Fall ein trauriges Beispiel. Ein Käthner daselbst hatte das Unglück, daß sein Stiefsohn, mit dem er wahrscheinlich in Unfrieden lebte, sich aus dem väterlichen Hause entfernte, und weil er kein Unterkommen gefunden hatte, einige Tage nachher in der Warnow ertränkte. Der Stiefvater wollte die Leiche auf dem Kirchhofe in Biestow beerdigen lassen, woselbst er ein Familienbegräbniß hat, auch wurde ihm dies von Seiten der Rostocker Behörden erlaubt. Als er nun aber zu dem Prediger in Biestow kam, erklärte dieser. Die Leiche des Sohnes als eines Selbstmörders dürfte nicht durch einen der Eingänge zum Kirchhofe auf denselben gebracht, sondern müsse über die Mauer gehoben und die Gruft quer gegraben werden, auch könne die Beerdigung nur nach Sonnenuntergang stattfinden. Alles Bitten des Stiefvaters um ein ordentliches stilles Begräbnis war vergeblich. Derselbe wandte sich nun an den zuständigen Superintendenten, welcher ihm erklärte, es bestehe allerdings noch ein altes noch nicht aufgehobenes Gesetz, nach welchem der Prediger so verfahren könne, er könne also diesem kein entgegengesetztes Verfahren gebieten, indeß möge er den Weg der Güte durch Bitten bei dem Prediger noch einmal versuchen. Da dies nun erfolglos war, verzichtete der Vater auf das Begräbnis in Biestow und die Leiche wurde nun auf dem Kirchhofe in Rostock auf gewöhnliche Weise beerdigt, wogegen keine dortige Behörde irgend etwas einzuwenden hatte.

Zum gleichen Fall berichtete die in Kaiserslautern aufgelegte „Pfälzische Volkszeitung“ vom 16.9.1869:
Das Dorf Biestow liegt nahe Rostock. Ein junger Mann hat sich ertränkt, der Pastor erklärte: Nicht durch die Himmelspforte dürfe die Leiche gebracht, sondern über die Mauer gehoben werden, das Grab müsse quer gemacht werden, die Beerdigung dürfe erst nach Sonnenuntergang geschehen. Es gibt wirklich ein altes Gesetz, das so verfügt. Die Leiche ist dann auf dem Rostocker Friedhofe beerdigt worden.


1886 - 1917: PAUL NIEMANN

Ausführliches zu Paul Niemann finden Sie hier.


1917 - 1948: HERMANN VOSS

Mehr zu Pastor Voss finden Sie hier.


1948 - 1975: OTTO TÜRK

Mehr zu Pastor Türk finden Sie hier.


1978 - 2003: KLAUS DIETER WOLTER

Mehr zu Pastor Wolter finden Sie hier.


Seit dem 01.11.2003: ASJA GARLING

Mehr zu Pastorin Garling finden Sie hier.

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