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Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Biestow

Die nachfolgenden Aufzeichnungen stammen aus der von Präpositus Paul Niemann 1895 begonnenen Biestower Kirchenchronik. Niemann war vom 05.09.1886 bis 1917 Pastor in Biestow. Er verstarb am 13.05.1920 in Lübeck, seine letzte Ruhe hat er auf dem Friedhof in Rensefeld bei Bad Schwartau gefunden.

1895

Laut Zählung befinden sich in der Kirchgemeinde Biestow 1.409 abendmahlsfähige Personen und 580 Kinder

16.07.1895 - Gründung des "Biestower Lehrvereins", seine Aufgabe sollte die Versorgung der Gemeinde mit Literatur sein.

1896

Im Sommer werden Drahtgeflechttüren für die Kirche angeschafft, sie sollen im Frühjahr für den nötigen Luftdurchzug sorgen.

1897

Keine Eintragungen.

1898

02.04.1898 - Regent Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg ordnet an, daß jede Gemeinde eine Pfarrchronik zu führen hat.

Folgende Dörfer sind nach Biestow eingepfarrt:

a. domaniale (herzogliche) Dörfer:
    Biestow, Kritzmow, Papendorf, Schutow, Klein Schwaß
b. dem Hospital zum heiligen Geist zu Rostock gehörige Dörfer:
    Barnstorf, Damerow, Bramow, Kayenmühle, Groß Schwaß, Klein Stove
c. dem Hospital St. Georg zu Rostock gehörige Dörfer:
    Dalwitzhof, Niendorf
d. der Cämmerei Rostock gehörige Dörfer:
    Gragetopshof
e. der Ritterschaft
    Sildemow, Groß Stove mit dem Sandkrug

Schulhäuser in der Gemeinde:

1. Domanialschulen
a. zu Biestow      sämtliche Schulhäuser in gutem
b. zu Kritzmow    Bauzustand mit genügend großen
c. zu Papendorf   Klassenzimmern, Industrieschulen
d. zu Schutow     überall.

2. Hospitalschulen   
a. zu Barnstorf    Wohnhaus mit Scheune u. Stallungen 
                            unter Strohdach
 b. zu Niendorf     Schulhaus 1895 ganz neu erbaut
 c. zu Gr. Schwaß  Schulhaus 1890 ganz neu erbaut
 d. zu Kl. Stove     Schulhaus 1891 ganz neu erbaut

3. Ritterschaftl. Schule  zu Sildemow
Schulhaus sehr baufällig. Der unverheiratete Lehrer wohnt auf dem Hofe.

Das Pfarrgehöft
...bestehend aus:
a. ein altes, aber sehr geräumiges und gemütliches Wohnhaus
b. ein Viehhaus, der s.g. "lange Stall"
c. eine lange Scheune
d. ein Schweinestall, in welchem sich der Kornboden befindet
e. ein Backhaus, welches der Pächter der Pfarrländereien zu einem lieblichen
    Wohnhaus zurecht gebaut hat und welches der Pächter bei etwaigen Abzuge
    in gleichem Zustand ohne jegliche Entschädigung zurück zulassen hat.

Das Küstergehöft und zwar:

a. ein massives Wohnhaus mit Schul- und Industriezimmer
b. eine Scheune mit den nötigen Stallungen

Pastor ist seit dem 05.09.1886 Paul Niemann
Küster, Organist und Lehrer ist seit Michaelis 1886 Johann Schütt
Juraten (Kirchenvorsteher) sind:
- Hans Boldt, Biestow seit Juli 1886
- Peter Bohm, Niendorf seit Mai 1877
- Carl Bobzien, Kritzmow seit Juli 1894

 07.08.1898 - Fürst Otto von Bismarck gestorben.

Ab Ostern wird an den Domanialschulen das Fach "Mecklenburgische Geschichte" unterrichtet.

1899

Am Gründonnerstag, etwa um 5 Uhr, bricht in Kritzmow im Viehhaus des Erbpächters Bünger Feuer aus. Büngers Viehhaus und Scheune, Büdner Bartens Scheune, sowie die Gehöfte der Erbpächter Kloerss und Bohm brennen völlig nieder.

18. Juni - Es wurde des "Landtages an der Sagsdorfer Brücke" vom 20.06.1549 gedacht.

1900

15. April - 1. Ostertag, während des Gottesdienstes beginnt der hölzerne Kirchturm zu brennen. Er war erst 1899 frisch geteert worden. Durch die Hilfe aller Gottesdienstteilnehmer konnte schlimmeres verhindert werden. Brandursache war eine heruntergefallene Zigarre.

Im Sommer wurde das Dach über dem Altar neu gedeckt, sowie das Dach über dem Schiff neu verlattet und neu gedeckt.

16. Oktober - Verlobung des Herzog Heinrich von Mecklenburg mit Königin Wilhelmine von Holland.

1901

07. Februar - Hochzeit des Herzogs Heinrich von Mecklenburg mit Königin Wilhelmine von Holland.

Baubeginn von Häuslereien und Büdnereien in Kritzmow auf dem ehemaligen Land von Bohm und Pingel.

Müller Kempe aus Biestow verkauft einen Teil seines Landes. Zwischen 1901 - 1903 werden 5 Häuslereien an der linken Seite des Landweges gebaut.

1902

Gutsbesitzer Militz auf Sildemow baut ein neues Wohnhaus und Schulgehöft. Am 26. Oktober wird das Schulzimmer eingeweiht.

25. Dezember - Neue Abendmahlsgeräte werden in Gebrauch genommen.

1903

17. Juni - Im Wohnhaus des Erbpächters Schwarz in Niendorf entsteht ein Feuer, das Haus, Schweinestall und Backhaus werden zerstört.

24. Juni - Gutsbesitzer Sellschopp auf Groß Stove verkauft im Früphjahr sein Gut an den Gutsbesitzer Militz/Sildemow. Militz Schwiegersohn - Pächter Ahrens - zieht nun hier ein.

Ab Mitte Juli setzt unbeständiges Erntewetter ein. Die Ernte konnte erst Mitte/Ende September, stellenweise erst Anfang Oktober beschafft werden. Trotzdem gab es einen relativ guten Ertrag.

Juli - Die Beese`sche Erbpachthufe in Biestow wird an den Gutspächter Aemil Ritter auf der Damerow verkauft. Ritter beabsichtigt eine Parzellierung und Aufsiedlung des Landes.

20. Dezember - Großherzog Friedrich Franz IV. verlobt sich mit Prinzessin Alexandra von Cumberland.

1904

  • 31. Januar - Durch den Superintendenten Dr. Behm findet eine Schulinspektion statt. Am 01.02. werden die Schulen in Papendorf, Niendorf, Klein Stove und Kritzmow und am 02.02. die Schulen in Barnstorf, Schutow und Biestow besucht.
  • In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag Sept. wird in das Pfarrhaus eingebrochen.
  • 30. Mai - Der regierende Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz stirbt.
  • 07. Juni - Vermählung von Großherzog Friedrich Franz IV. mit Prinzessin Alexandra von Cumberland.
  • 01. Juli, Johanni - Die Pachtung der Pfarrhufe geht von Pächter Heinrich Beutin auf seinen Sohn Friedrich über, die Pacht läuft von Johanni 1904 bis Johanni 1925.
  • 04. August - Großherzog Friedrich Franz IV. und Gemahlin halten Einzug in Rostock.
  • 04. September - Verlobung von Herzogin Cecilie von Mecklenburg mit Kronprinz Wilhelm von Preußen in Gelbensande.
  • 24. Oktober - Der Gutspächter von Gragetopshof -Heinrich Beutin- verstirbt, er hatte von Johanni 1868 bis Johanni 1904 die Pfarrhufe in Pacht.
  • 29. November - Der Jurat Hans Boldt aus Biestow verstirbt, er hatte dieses Amt über 31 Jahre inne.
  • Ende des Jahres verkauft Erbpächter Pingel aus Klein Schwaß sein im Dorf gelegenes Erbpachtgehöft als Büdnerei. Er baut außerhalb des Dorfes rechts vom Weg nach Parkentin ein neues Erbpachtgehöft.
  • 1904 und 1905 werden in Biestow rechts am Weg nach Rostock und in Kritzmow an der Satower Chaussee und am Weg nach Klein Stove, sowie in Bramow mehrere Häuslereien und Büdnereien gebaut.

1905

  • 09. April - Großherzog Friedrich Franz IV. schenkt der Schule zu Niendorf anläßlich seines Geburtstages ein Gemälde von sich.
  • 20. April - Jurat Peter Bohm aus Niendorf bittet wegen Krankheit um seine Entlassung. Für Bohm wie auch für Bobzien werden 2 neue Juraten ernannt: Erbpächter Theodor Never aus Niendorf und der Schulze und Erbpächter Hans Schütt aus Groß Schwaß. Sie werden am 20. April in ihr Amt eingeführt.
  • 01. Juni - Die Witwe des Pfarrpächters Beutin, Elise Beutin, stiftet der Kirche eine gestickte Decke für den Taufstein.
  • 06. Juni - Vermählung von Kronprinz Wilhelm von Preußen mit Herzogin Cecilie von Mecklenburg in Berlin.
  • Pastor Niemann wird zum Präpositus des Schwaaner Zirkels berufen.
  • 15. Oktober - Erntedank, der Anstrich des inneren der Kirche und Sakristei werden eingeweiht.
  • 31. Dezember - Küster Schütt, der sein Amt seit Michaelis 1886 inne hat, bat um Pensionierung. Sein Nachfolger als Lehrer wird Lehrer Rausch aus Klingendorf.

1906

Lehrer Tödt aus Barnstorf übernimmt die Vertretung der Schule in Schutow, nachdem der dortige Lehrer Dahl einen Schlaganfall erlitten hat.

29. Mai - In Klein Schwaß bricht im Wohnhaus des Erbpächters Schippmann Feuer aus. Durch starken Wind brennen innerhalb einer ½ Stunde die Gehöfte der Erbpächter Klingenberg, Jürss, Hallier und Krohn. Eine Sammlung in der Gemeinde für die Bediensteten der Brandopfer erbrachte 800 Mark. Alle Erbpächter bauen ihre Gehöfte außerhalb des Dorfes wieder auf.

1907

02. Januar - Am Nachmittag geht die Scheune der Witwe Boldt in Biestow in Flammen auf. Das Feuer griff auf das Pfarrviehhaus über, beide Gebäude brennen bis auf den Grund ab. Trotz des starken Windes waren die Löschspritzen schnell zu Stelle, außerdem waren die Wege mit Eis bedeckt und an diesem Tag setzte Tauwetter und Regen ein, so daß die Strohdächer naß waren und sich das Feuer nicht auf das ganze Dorf ausbreiten konnte.

Im Sommer ließ Witwe Boldt ein neues Viehhaus mit Scheune bauen. Auf Wunsch des Pastors wird das Pfarrviehhaus nicht wieder aufgebaut.

09. Mai - Himmelfahrt, morgens um 5 Uhr zieht ein schweres Gewitter auf, ein Blitz schlägt in das Erbpachtgehöft der Witwe Bohm in Niendorf ein. Das Viehhaus und die Scheune brennen total nieder, außerdem verbrennen Kühe, Schweine und Pferde.
Gleichzeitig schlägt ein Blitz im Küsterhaus ein und entzündet einen Balken am Rauchboden. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden.

1908

  • Am 31. Dezember wird Lehrer Schmidt aus Papendorf wegen Trunkenheit der Dienst gekündigt. Den Unterricht übernimmt bis zum Sommer Lehrer Timm aus Niendorf. Bis zum Winter kommt ein Assistent und ab dem 01. Januar 1909 unterrichtet Lehrer Schüler.
  • 07. Juli - Lehrer Dahl aus Schutow stirbt, er hatte 20 Jahre dieses Amt inne. Ab Ostern wird Lehrer Dencker aus Dümmerstürp neuer Lehrer in Schutow.
  • 29. November - Lehrer Schulz aus Sildemow verstirbt. Bis Ostern unterrichtet Hülfslehrer Schwanck.

1909

25. Juli - Witwe Beutin stiftet eine Altarbibel.

Es war ein kalter und nasser Sommer, die Kornernte dauerte vereinzelt noch bis in den Oktober.

1910

21. Juli - Die Frau des Vorgängers -Frau Präpositus Schumann (fast 78 Jahre alt)- verstirbt in München. Am 26. Juli wird sie an der Seite ihres Gatten beerdigt.

Die Zahl der Schulkinder ist in Biestow so angewachsen, daß im Sommer mit dem Bau eines Schulhauses begonnen wurde. Es entstehen 2 Schulräume und eine Wohnung für einen unverheirateten Lehrer.
Anfang November wird der Seminarist Karl Wolters aus Güstrow Hülfslehrer in Biestow.
Im Herbst wird Lehrer Ernst Harder aus Gnewitz zum Lehrer in Sildemow berufen.

 

 

1911

Der Klassenraum in Kritzmow ist für die Zahl der Schulkinder zu klein. Auf wiederholtes Bitten des Lehrers Zabel, der bei diesem Zustand seine Gesundheit einzubüßen fürchtete, wurde genehmigt, daß von Neujahr 1911 an der Halbtagsunterricht in Kritzmow eingeführt werde, diese Regelung wurde später auf den Sommer 1911 ausgedehnt mit der Bestimmung, daß die Schulgemeinde zu Kritzmow im Laufe dieses Sommers für die Vergrößerung des Schulzimmers durch einen Anbau Sorge tragen solle.

Zur Vorgeschichte dieses Kirchturmbaus: Seit vielen Jahren war in der Gemeinde der Wunsch rege geworden, eine Kirchenheizung zu erstellen. Da für die Anlage einer Röhrenheizung, kein Raum vorhanden war und die Kosten sehr hoch waren blieb nur die Wahl zwischen Aufstellung von eisernen oder Petroleumöfen. Ersteres wurde wegen des damit verbundenen Kohlenstaubes, unter welchem das Innere der Kirche, besonders Orgel und Paramente, sehr leiden würden, verworfen. Im Frühjahr 1908 kam ein anonymer Spender (=der Gutsherr von Sildemow) zum Pastor und bot an, den Teil der Kirchgemeinde an den Baukosten. Im Sommer 1909 teilte der erste Beamte des Großherzogl. Amtes mit, daß das Großherzogl. Finanz Ministerium den Bau eines Turmes auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben hätte, da man sich von der Notwendigkeit dieses Turmbaus nicht überzeugen konnte Im Frühjahr 1910 teilte das Großh. Amt Toitenwinkel mit, daß der Neubau eines massiven Turmes an unserer Kirche unter Anlage einer Niederdruck-Dampfheizung für das Jahr 1911/12 genehmigt sei. Soli Deo gloria!

Im März 1911 wurde mit dem Abbruch des alten hölzernen Kirchturms begonnen und ein interimistischer Glockenstuhl für eine Glocke auf dem Kirchhof errichtet. Bis Mitte Mai wurde das Fundament zum neuen Turm, der aus Felsen u. Steinen erbaut werden soll, vollendet. Danach mußte der Bau mehrere Wochen ruhen, weil die roten Steine (Kirchenformat) nicht im Laufe des Monats Juni geliefert werden konnten.

Die Mauern des Turmes wurden zunächst bis zur Höhe der Felsenmauer an der Kirche auch aus Felsen aufgeführt, welche zum größten Teil in mächtigen Blöcken bei der Ausgrabung der Baugrube zum Turm gewonnen waren.

Gerichtet und mit einer Blumenkrone geschmückt wurde der Turm am 30. Sept. 1911. In der zweiten Septemberhälfte bis Mitte Oktober wurde die Heizungsanlage durch Aufstellung des Kessels unterhalb der Turmhalle nebst Kohlengelaß vollendet. Die Turmspitze wurde am 16. Dec. 1911 mit Kugel und Wetterhahn aufgesetzt. Der Dampfziegeleibesitzers Höppner aus Papendorf schenkte der Gemeinde eine Turmuhr mit zwei Zifferblättern und Schlagwerk. Zur Zeit des Baues des massiven aus Felsen u. Steinen aufgebauten Turmes an der Kirche zu Biestow regierte über unser liebes Mecklenburg Friedrich Franz IV, dem am 22. Apr. 1910 der erste Sohn geboren ward. Der leitend erste Beamte des Großherz. Amtes Toitenwinkel zu Rostock ist der Drost Mau. Districtsbaumeister in dem Amt Toitenw. ist Karl Friedrich Schlie. Der Superintendent zu Doberan, zu dessen Diözese Biestow gehört, ist Max Kliefoth.

Pastor zu Biestow ist seit dem 7. Novbr. 1886 der noch im Amte hieselbst stehende Präp. Paul Niemann. Küster an der Kirche zu Biestow ist seit Neuj. 1906 der Organist Adolf Rausch. Die augenblicklichen Kirchenjuraten sind: 1. der Erbpächter Bobsien aus Kritzmow 2. der Erbpächter Never aus Niendorf 3. der Erbp. und Schulze Schütt aus Gr. Schwass

Am 28. Dec. 1911 starb der letzte Hauswirt in Biestow - Albrecht Dassow - fast 85 Jahre alt. Da derselbe unbeerbt war, fiel die Stelle an den Großherzog. Die Hufe wurde anschließend parzelliert, es entstanden 5 Büdnereien. Die Resthufe und das Land für die 4 Büdnereien, rechts vom Wege nach Kritzmow wurde an den Pfarrpächter Friedrich Beutin zu Biestow verkauft und schließlich das Land links vom Wege an den Büdner Hans Münds zu Biestow

1912

Am 14. Juni war ein starkes Gewitter mit schweren Hagelschauern. Niendorf, Gr. Stove und Kl. Stove die angrenzenden Hufen von Biestow wurden von diesem Hagelwetter zum Teil so schwer heimgesucht, daß ganze Roggenschläge abgemäht u. anderweitig ausgenutzt werden mußten. Leider waren einige Erbpächter nicht gegen Hagel versichert.Zwischen Baubehörde und Ministerium gab es längere Verhandlungen über die Art des Glockenstuhls in der Kirche - ob aus Eisen oder Holz. So verzögerte sich das Heraufbringen der Glocken in den Turm bis zum August 1912. Es wurde ein eiserner Glockenstuhl aufgestellt. Die Glocken wurden am Sonntage 11 p. Trin. wieder in Gebrauch genommen.

Die letzte Arbeit im Turm wurde im Dezember ausgeführt, indem der Uhrmacher Wulff aus Rostock die gestiftete Turmuhr mit 2 Zifferblättern aufstellte. Die Aufstellung der Turmuhr war für den Uhrmacher Wulff das letzte Werk hier auf Erden. Infolge der ungünstigen Witterung hatte er sich eine sehr starke Erkältung zugezogen, die ein in ihm schon früher entstandenes Leiden so verschlimmerte, daß er nach Gottes Rat bereits im Januar 1913 seinen Wanderstab für diese Welt niederlegen mußte!

Im Sommer 1912 wurde der Anbau und Durchbau des Schulhauses zu Kritzmow vollendet, zu Beginn der Winterschule konnte das neue Klassenzimmer für die II. Schulklasse in Gebrauch genommen und gleichzeitig den zum 2. Lehrer von Kritzmow berufenen Lehrer Below aus Rostock in seinen Dienst eingewiesen werde

1913

Sommer und Winter waren durch abnorme Witterungsverhältnisse ausgezeichnet. Gott der Herr hatte sehr vieles Korn wachsen lassen, aber wochenlanger Regen während der Erntezeit minderte den Ertrag um ein Bedeutendes. Infolge davon hat mancher Landmann sein Korn aus der Scheune wieder auf’s Feld zum trocknen fahren müssen u. manch Feuer ist durch Selbstentzündung des Sommerkorns im darauffolgenden Winter entstanden.

In Biestow und Kritzmow wurden Häuslereien und Büdnereien gebaut. Die Gemeinde ist auf 2526 Seelen angewachsen.

Am 12.Oktober feierte Pastor Niemann feierte seinen 70.ten Geburtstag. Er hat bereits seit 27 Jahren das Predigtamt inne, während er vorher 10 Jahre in Kuhlrade bei Ribnitz amtiert hatte.

Am 2. u. 3. Dezember hielt der Geh. Oberschulrat Ebeling aus Schwerin eine gründliche Schulrevision in den beiden Domanialschulen zu Biestow und Kritzmow ab. Über die Lehrtätigkeit der beiden Lehrer zu Biestow, sowie des ersten Lehrer’s zu Kritzmow sprach sich der Schulrat anerkennend und zufrieden gestellt aus, jedoch in Betreff des zweiten Lehrers zu Kritzmow äußerte er sich demselben gegenüber als durchaus unbefriedigt, sowohl über die Art seines Unterrichtes als auch über den ganzen Zustand der Klasse. In beiden Schulen monierte er das Fehlen einiger Lehrmitte

1914

Nachdem der erste zweite Lehrer Wolters seine Stellung in Biestow im Herbst 1912 mit einer Lehrerstelle an der Privat-Knabenschule zu Schwerin getauscht hatte, wurde für ihn der Seminarist Grünwald zur Verwaltung der II. Kl. bis Ostern 1914 abgeordnet. Im Herbst 1914 wurde der Assistent Kreibig aus Rostock mit der Verwaltung der II. Kl. beauftragt.

Zu Ostern 1914 hatte der erste zweite Lehrer Below seine Stellung gekündigt. Im Herbst wurde der Seminarist Neumark aus Rostock nach Biestow abgeordnet. Am 11. Jan. 1915 wurde er als Lehrer.

Während des Gnadenjahrs im Jahre Mich. 1885/86 waren durch Vereinbarung der Hospital-Verwaltung zu Rostock und dem Gutsbesitzer Sellschopp auf Gr. Stove die Schulkinder des letzteren Ortes in die Hospitalsschulen Niendorf und Kl. Stove eingeschult: die Knaben gingen in die Schule in Kl. Stove u. die Mädchen in die Schule in Niendorf. Da im Laufe der Jahre die Anzahl der Schulkinder aus Kl. Stove immer weniger wurde u. Michaelis 1913/14 nur noch 2 Kinder betrug, kündigte die Hospital-Verwaltung der Gutsobrigkeit auf Gr. Stove den Vertrag betreffend der Schule zu Kl. Stove und beschloß zum Herbst 1914 die Schule in Kl. Stove ebenso wie die Knaben aus Gr. Stove fortan an dem Schulunterricht in Niendorf teilnehmen sollten. Die Einwohner zu Kl. Stove weigerten sich, ihre Schulkinder nach Niendorf zu schicken. Sie hoben hervor, daß ihre Grundstücke bedeutend an Wert verlieren würden, weil beim Fehlen einer Schule am Ort selbst keine Arbeiter-Familien dorthin ziehen würden. Weiter konnten sie geltend machen, daß der Weg von Kl. Stove nach Niendorf zu weit und so beschaffen sei, daß die Gesundheit der Kinder nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer stark gefährdet sei. Ein Gesuch der Ortschaft Kl. Stove an den E.E. Rat der Stadt Rostock wurde abschlägig beschieden. Da wandten sich die Kl. Stover Ortseinwohner Beschwerde führend an das Großh. - Unterrichts-Ministerium zu Schwerin u. baten dasselbe um Beistand u. Schutz in dieser Angelegenheit. Da jedoch bis Anfang der Winterschule keine Antwort des Ministeriums erfolgt war, sandte der einzige Arbeiter, der schulpflichtige Kinder hat, die ohnehin körperlich sehr schwach sind, seine Kinder nicht zur Schule nach Niendorf. Die Hospitals-Verwaltung zu Rostock brachte darauf solche strafbare Schulversäumnis beim Schöffengericht zu Rostock zwecks Bestrafung zur Anzeige, doch dasselbe fällte ein freisprechendes Urteil, weil die Sache der Einschulung von Kl. Stove nach Niendorf infolge der noch ausstehenden Entscheidung des Ministeriums noch nicht rechtsgültig sei.&nb

Im Laufe des Jahres werden wieder mehrere Häuslereien in Biestow und in Kritzmow erbaut, so daß die Seelenzahl der Gemeinde weiter zunimmt.

Ende Juli hatten sich die politischen Verhältnisse zwischen England, Frankreich und Rußland einerseits und Deutschland u. Oestereich andererseits so zugespitzt, daß der Kaiser, der bis zum Aeußersten versucht und gearbeitet hatte, das deutsche Vaterland vor einem entsetzlichen Kriege zu bewahren, sich durch die von unsern Feinden im Geheimen bereits längere Zeit im höchsten Maße vorgenommenen Kriegsrüstungen gezwungen gesehen, zu seinem tiefsten Schmerzen am Abend des 1. August den 3 Mächten in Uebereinstimmung mit Oestereich den Kriegszustand zu erklären.

1914/15

Weiter Probleme mit der Schule in Klein Stove: Nur ein Arbeiter hatte schulpflichtige Kinder, die er nicht zur Schule nach Niendorf schickte. Es wurde der Antrag gestellt, die Kinder in die nähere Schule in Kritzmow zu schicken. Kritzmow lehnte jedoch die Einschulung ab. Auf Vermittlung des Großh. Amtes Toit. vom 27. Aug. u. 25. Sept. 1915 wurde jedoch vom Großherz. Unterrichtsministerium bestimmt, daß die Kinder des. Arbeiters zu Kl. Stove bis auf weiteres zum Besuch der Schule zu Kritzmow zuzulassen sind.

1915/1916

Während des Krieges trat Lehrermangel ein. Im Winterhalbjahr kam ein zweiter Lehrer aus Rostock nach Kritzmow, welchem die Verwaltung der II. Kl. zu Kritzmow u. Biestow übertragen wurde. Leider wurde er im Sommer als Vertreter eines Seminarlehrers nach Lübtheen gerufen u. kam ein Assistent nur auf 4 Wochen nach Kritzmow, der dann zum Militär eingezogen wurde. Der I. Lehrer in Kritzmow mußte beiden Klassen Halbtags Unterricht geben und zwar nicht bloß im Winter 1915/16, sondern auch noch im Sommer 1917. Der Assistent ist bereits im Frühling 1917 im Felde gefallen!

In der II. Kl. zu Biestow wurde seit dem 1. April 1916 der Unterricht durch eine Lehrerin aus Erfurt interimistisch erteilt und ist solcher Versuch sehr gut ausgefallen. Es wurde sehr bedauert, dass der erst seit ein paar Jahren eingeführte Turnunterricht hat wieder aufhören müssen.

Kl. Schwaß - Am 12. März 1916 starb nach kurzer Krankheit der Lehrer Thomas noch im besten Alter u. ward der Witwe eine Gnadenzeit bis zum 1. Okt. 16 zugebilligt. Bis Ostern versorgte der Lehrer aus Wilsen die Schulkinder zu Kl. Schwass durch Halbtagsunterricht und für den Sommer ward ein Assistent von der Seminardirection abgeordnet. Nachdem der zum Nachfolger berufene Lehrer aus Passee gebeten hatte, seine Berufung wieder zurückzunehmen, wurde vom Ministerium der Lehrer Meincke in Siemitz zum 1. Okt. 1916 als Lehrer in Kl. Schwass berufen. Derselbe, der bereits im Sommer nervenkrank geworden war, zog feierlich im Oktober, nachdem er zuvor wiedergeheiratet hatte, nach Kl. Schwass, bat aber sofort das Ministerium um einen Erholungsurlaub bis Neujahr 1917. Während dieser Zeit erteilte der Lehrer Rühberg Halbtagsunterricht in Gr. und Kl. Schwas

1917

Nach Neujahr konnte Lehrer Meincke als Lehrer in Kl. Schwass einführen und 14 Tage später auch seine Ehefrau als Industrielehrerin und scheint der pp. Meincke seine Gesundheit ziemlich wieder erlangt zu haben.

Frühjahr u. Sommer 1916 war abnormes Wetter, das Frühjahr war so milde, daß der Roggen am 1. Mai 10 - 15 cm hoch war. Der Sommer war so naß u. kalt, daß das Korn nicht reifen wollte u. es eine sehr späte Ernte wurde. Der Winter war 1917 so kalt wie lange nicht u. hielt der scharfe Frost noch bis in den April herein an.

Neujahr 1917 legte der erste Kirchenvorsteher Bobzien aus Kritzmow nach 22 ½ Jahren sein Juratenamt nieder. Am 2. März 1917 wurde Büdner Harms aus Biestow das Amt des Kirchenjuraten an.

Am 13. Und 14. Mai waren schwere Gewitter. Ein Blitz traf das Viehhaus auf dem zum Hospital gehörigen Pachthofe Barnstorf u. brannte nieder.

19. April - die Zink-Orgelpfeifen, die im Vorspiel der Orgel angebracht waren, wurden für Munitionszwecke ausgebaut.

15.-18. Juni: zwei Glocken - die größte und die kleinste - werden ausgebaut und wurden für Kriegszwecke abgeliefert.

Michaelis 1917 - Propst Niemann beendet nach 31 jähriger Tätigkeit seinen Dienst in Biestow und geht in den Ruhestand.

7. Oktober 1917 - Pastor Voß nimmt sein Amt als Pastor in Biestow auf.

19. Dezember 1917: Küster Adolf Rausch zu Biestow stirbt. Von Ostern bis Mich. wurde Küster und Schulstelle durch den Assistenten Paul Jacobs aus Grevesmühlen verwaltet. Am 1. Okt. 1918 wurde die Stelle wieder besetzt durch den Kantor Karl Engmann aus Neubukow.

1920

13. Mai: in einem Lübecker Krankenhause stirbt der Präpositus im Ruhestand Paul Niemann. Begraben wurde er am 19. Mai auf dem Kirchhof zu Rensefeld bei Schwartau.

Im Frühjahr verkaufte der Besitzer der Erbpachthufe II zu Sildemow, Friedrich Bruhn seine Erbpachthufe an die Stadt Rostock. 

Michaelis 1920: das Mühlengehöft Kayenmühle zu Bramow wurde von der Stadt Rostock aus der Pacht genommen und niedergelegt. Das Grundstück des Gehöftes wurde in das Gelände des im Entstehen begriffenen Güterbahnhofes einbezogen.

Im Laufe des Jahres 1920 sind auf dem früheren Exerzierplatz bei der Damerow nördlich der Hauptstraße von Rostock nach Kritzmow, ebenso südlich des Bahndammes der Rostock - Doberaner Eisenbahn in der Nähe von Schutow südlich der Hauptstraße von Rostock nach Doberan 3 Siedlungen aufgebaut. Die Häuser der Damerower Siedlung sind aus Steinen leicht gebaut, die Häuser der Waldsiedlung am Bahndamm sind "Blockhäuser", deren Wände aus zwei Bretter...en bestehen, deren Zwischenraum mit Torfmull ausgefüllt ist. Die Außenseite dieser Bretterwände ist mit Mörtel verputzt. Man rechnet auf eine Haltbarkeit von ca. 40 Jahren für diese Häuser. Die Häuser der Siedlung bei Schutow sind aus sehr schlechtem Steinmaterial, z.T. aus Mauersteinbruch, der mit Mörtel zusammen gekleistert ist, gebaut. Schon im 1. Jahre sind daran Reparaturen notwendig geworden. Über die kirchliche Zugehörigkeit dieser drei Siedlungen hat die Rostocker Kämmerei zur Antwort gegeben "da diese Siedlungen zu Rostocker Stadtrecht gelangt sein, so gehörten sie damit auch kirchlich zu Rostock."

     

     

     

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