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Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Biestow

HERMANN JULIUS VOß (*1877 +1948)

Pastor in Biestow von 1917 - 1948.

Nachdem Pastor Niemann auf Grund seines Alters 1917 in den Ruhestand getreten ist, kam es zu einer Neuwahl des Biestower Pastors. Folgende Kandidaten standen zur Wahl: Pastor Hermann Voß, Pastor Paul Eberhard aus Neuenkirchen und Pastor Paul Zander aus Rheinshagen.

Am 16. September 1917 wurde Hermann Voß zum Pastor der Kirchgemeinde Biestow berufen. Er trat sein Amt am 07. Oktober 1917, dem 18. Sonntag nach Trinitatis, in unserer Gemeinde an und hatte es bis zu seinem Tod im Juli 1948 inne.

Hermann Julius Voß wurde am 11. August 1877 in Melz bei Röbel geboren. Er besuchte von dort aus das Gymnasium in Wittstock.

Als 1892 sein Vater als Pastor nach Lambrechtshagen versetzt wurde, wurde der kleine Hermann nach Doberean zur Schule geschickt, wo er Ostern 1897 die Reifeprüfung bestand.

 

Seine weiteren Lebensstationen sahen folgendermaßen aus:

  • Studium der Theologie in Rostock und Tübingen
  • Michaelis 1901 Hauslehrer in Pobernow/Pommern
  • 1902 Soldat in Tübingen
  • 1903 ½ Jahr Inspektor am Alumnat in Güstrow, anschließend trat er ins Predigerseminar in Schwerin ein (Michaelis 1903/04)
  • Prädikant für den erkrankten Pastor Radloff in Vietlübbe (Amt Lübz)
  • Mai 1905 Rektor in Tessin
  • Dezember 1906 Hülfsprediger in Lübz, wo er sich mit Annemarie Dehn aus Bützow verheiratete
  • Mai 1909 zum Pastor in Westenbrügge gewählt
  • Januar 1915 als freiwilliger Feldgeistlicher ins Feld abgeordnet, um während des I. Weltkrieges die mecklenburgischen Truppen der 18. Rev.Division , seit März 1915, der 54. Infant.Division geistlich zu versorgen. In dieser Aufgabe hat Hermann Voß sämtliche Kämpfe des Res.Inf.Regiment 90 von Januar 1915 bis zum 01. November 1917 mitgemacht. Am 01. November 1917 wurde Voß aus dem Dienst der Feldseelsorge entlassen, um das Pfarramt in Biestow verwalten zu können.

Auch er hatte schwere Zeiten mit seiner Biestower Kirchgemeinde zu durchleben.
1920 erfolgte der Sturz der Regierung Ebert in Berlin, anschließend kam es zum sogenannten Kapp-Putsch, bei dem es auch in Biestow und Umgebung zu schweren Unruhen kam.

1925: Die Siedlungen, welche auf dem Boden der Biestower Gemeinde im Lauf der letzten Jahre entstanden (Reutershagen zwischen Bramow und Schutow, Gartenstadt-Barnstorf zwischen Barnstorf, den Barnstorfer Tannen und Rostock, Stadtweide an der Bahnstrecke nach Doberan auf dem früheren Exerzierplatz und Rostock-Stadt an der Hauptstraße nach Rostock zwischen dem Damerower Friedhof und Kritzmow) wurden im Herbst 1925 der Cura des Biestower Pastors entnommen und bis auf weiteres zur geistlichen Versorgung durch die Pastoren der Heiligengeistgemeinde Rostock an Rostock überwiesen.

1929 erfolgte die TRennung der organisch verbundenen Kirchen- und Schulämter.

 

Im April 1934 wurde in Mecklenburg eine neue Kreiseinteilung auf dem Gebiete der Kirche eingeführt. Von der Schwaaner Propstei wurden die Gemeinden Parkentin und Hanstorf zur Propstei Doberan, die Gemeinden Neukirchen und Kambs zur Propstei Bützow, Schwaan zur Propstei Güstrow gelegt. Beisammen blieben die Gemeinden Biestow, Buchholz, Kavelstorf und Kessin, denen die Gemeinden Betwisch und Toitenwinkel angegliedert wurden.
Diese 6 Gemeinden wurden zur Propstei "Rostock-Land" zusammengefügt. Hermann Voß wird Propst dieser neuen Propstei.

Mit dem Machtantritt der Nazis 1933 wird auch das kirchliche Leben in Biestow immer schwerer. Seit 1938 setzen Austrittswellen ein, sogar der Organist, der Küster und die Lehrer wurden zum Austritt bedrängt. In Folge dessen nahm auch der Besuch der Gottesdienste, Abendmahlsfeiern und Bibelstunden in erheblichen Maße ab.

Bereits im I. Weltkrieg mußte die Kirchgemeinde ihre alten Glocken für Kriegszwecke hergeben, dasselbe Schicksal schlägt nun 1940 ein zweites Mal zu - die Biestower Glocken werden beschlagnahmt, nur 1 Glocke kann nach Ende des Krieges von einem Hamburger Glockenfriedhof gerettet werden und kehrte an ihren angestammten Platz zurück.

Im September 1941 kommt der Krieg zurück und die ersten Bomber werfen auch über Biestow ihre Last ab.

1945: Der Krieg ist zu Ende! Am 02. Mai marschieren die ersten Russen in Biestow ein, in den folgenden Wochen stehen in der gesamten Kirchgemeinde schlimme Plünderungen, Vergewaltigungen und Mord auf der Tagesordnung.

Fassungslos und hilflos gleichermaßen muß Voß ab 1946 mitansehen, wie zunächst die Gutsbesitzer in Sildemow und Groß Stove enteignet werden und anschließend sogar dutzende Bauern der Kirchgemeinde.

Am 26. Juni 1947 wurden die früheren Dörfer Barnstorf (Hof und Dorf), Bramow und Schutow der Biestower Kirchgemeinde, die seit einigen Jahren durch die Eingemeindung in die Stadt Rostock ihre Selbständigkeit als Dörfer verloren hatten, auch kirchlich aus der Kirchgemeinde Biestow ausgegliedert.

06. Juli 1948 - Nach 31 Jahren Dienst in der Kirchgemeinde Biestow verstirbt Propst Hermann Voß nach langem, schwerem Krebsleiden.

Er wurde auf dem Voß`schem Familiengrab auf dem Alten Friedhof in Biestow beigesetzt. - Sein Grab ist dort noch heute zu finden.

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