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Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Biestow

Der goldene Becher im Mönkenberg zu Kritzmow

Südöstlich von dem Dorfe Kritzmow, ungefähr dreiviertel Meilen von Rostock entfernt, liegt ein Berg, der "Mönken-", "Goldener" oder "Hexenberg" genannt wird. In diesem Berge wohnten vor Zeiten Unterirdische – Zwerge, ein harmloses Völkchen, welche mit den umwohnenden Menschen in Frieden lebten und sich ihnen oft dienstfertig bewiesen. Wurden sie aber zum Zorne gereizt, so suchten sie ihre Rache zu befriedigen. Ihr Getränk, ein gutes Bier, brauten sie selber, holten sich aber das dazu erforderliche Gerät in der Nacht aus einem benachbarten Bauernhause, wofür sie sich dankbar erzeigten und die Einwohner dieses Gehöfts nicht allein stand verhalfen. An diesem von den Zwergen bewohnten Berge liegt ein bedeutendes Torfmoor, damals dicht mit Holz und Busch bestanden. Hier hütete die  Jugend des Dorfes nach damaliger Sitte des Nachts die Pferde. Diese  Hirten aber waren gewöhnlich selber zu Pferde. Das Knallen mit Peitschen in der Nacht war nun den Unterirdischen sehr
zuwider, und sie hatten es sich schon oft merken lassen, daß sie  dadurch in ihrer Ruhe gestört würden.

Unter den Knaben des Dorfes zeichnete sich einer durch seinen Mutwillen aus und suchte fortwährend die Unterirdischen zu ärgern. Als er einst in einer hellen Nacht das Knallen betrieb, kam ein kleines Männchen auf ihn zu mit einem silbernen, inwendig vergoldeten Becher in der Hand und bot ihm ein Trunk daraus an. Der Hirtenknabe ergriff den Becher, aber statt zu trinken, wandte er, da er nichts Gutes vermutete, rasch das Pferd und jagte davon auf dem Wege nach Biestow und Rostock. Der Unterirdische eilte rasch hinter ihm her, mußte aber, als er an einen Kreuzweg kam, unverrichteter Dinge wieder umkehren. Der Knabe, der sich noch immer verfolgt wähnte, hielt nicht eher an,
als bis er sich in dem Kirchdorfe Biestow befand, mit seinem Becher in der Hand. Von der im Becher vorhandenen Flüssigkeit war ein großer Teil verschüttet, besonders beim Umsehen, auf den Schwanz des Pferdes. Wie dieser Trunk beschaffen war, zeigte sich nun, denn die Haare des Schwanzes und wohin sonst noch ein Tropfen gefallen war, erschienen ganz verbrannt.

Der Knabe war froh, dieser Gefahr entronnen zu sein, dankte Gott und
schenkte den Becher der Kirche zu Biestow.

Albert Niederhöffer, 1828-1881

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